Wann sollte der Tierarzt gerufen werden

Jede Auflistung von klinischen Symptomen, Verhalten oder Umständen, die einen Anruf beim Tierarzt erforderlich machen, kann endlos sein. Viele variable und vermeintlich einfache Fälle von Unfällen, Verletzungen oder Krankheiten animieren dazu, eine Checkliste anzufertigen, die in ihrer Konsequenz dazu führen, ob der Tierarzt angerufen werden muss oder ob es nicht notwendig ist. Der tiefere Sinn dafür liegt ganz einfach darin, eine für das Pferd unglückliche Fügung zu verhindern. Beispielsweise erfordern Erkrankungen des Fohlens weitaus größere Aufmerksamkeit, wenn sie krank oder verletzt sind, weil Nachlässigkeiten folgenschwerere Auswirkungen haben können als bei erwachsenen Pferden.

Wenn man also die unterschiedlichen Möglichkeiten, -wie ein Besitzer die Sachlage einschätzt bzw. interpretiert- beurteilt, ist die beste Lösung für den Besitzer, den Tierarzt wegen einer Erkrankung anzurufen und die Umstände dem Tierarzt zu beschreiben. Der Tierarzt wird den Besitzer unterweisen und eine dem Fall angemessene Behandlung raten. Vier verschiedene Grade dienen als hilfreiche Unterstützung, wann der Besitzer, Trainer, Reiter oder Pfleger vor die Entscheidung gestellt wird, den Tierarzt zu konsultieren:

Generell gilt lieber einmal zuviel den Tierarzt rufen, als zu wenig!

Grad 1- Kritisch: Rufen Sie den Tierarzt sofort an

  • hochgradige Lahmheit, z.B. Fraktur (Pferd steht auf 3 Beinen)

  • Plötzliche Atemnot

  • Nachhaltig blutende Wunde

  • Deutliche Kolik (Wälzen, starkes Schwitzen, Scharren)

  • Plötzlich auftretende neurologische Symptome (Schwanken, unkoordiniertes Bewegen, Schwächen in der Hinterhand)

  • Verletzungen der Augen (Rissverletzungen der Lider, Verletzungen der Hornhaut, ggf. mit Austritt von Flüssigkeit) oder starken Schmerzen an den Augen (Hochgradig geschwollene Lider mit Augenausfluss)

  • Eine Stute, die länger als 30 min braucht, um das Fohlen zu entwickeln

  • Akute Hufrehe

  • Trauma nahe wichtigen Strukturen, wie Auge, Genital, wichtige Nerven und Blutgefäße, Gelenke, Sehnen, Sehnenscheiden

  • Traumata, bei denen kosmetische Gesichtspunkte wichtig sind

  • Hohes Fieber (über 38,5 C)

  • Hitzschlag

Grad 2 – Dringend: Rufen Sie den Tierarzt am selben oder darauf folgenden Tag

Diese Umstände sollten sofort versorgt werden, in der Regel reicht aber Erste Hilfe, bis der Tierarzt kommen kann:

  • Geringgradiges Fieber (Bis 38,5 C)

  • Plötzlich auftretende gering- bis mittelgradige Lahmheit

  • Oberflächliche Hautwunden, die nicht in der Nähe wichtiger Strukturen liegen

  • Leichte Kolikanzeichen, Trägheit

  • Wieder aufflammende Hufrehe

  • Chronische Atemwegsprobleme ohne Atemnot

Grad 3 – Selektiv: Der Hausbesuch

  • Leichte oder intermittierende Lahmheit

  • Persistierender Augenausfluss (Tränenspur)

  • Reduzierter Appetit

  • Probleme beim Fressen

  • Geringgradiger klarer Nasenausfluss

Grad 4 – Präventiv: Vorsorgende Maßnahmen

  • Bekannt machen, wer im Notfall zu verständigen ist, wenn Sie nicht erreichbar sind

  • Hinterlegte schriftliche Autorisierung für den Tierarzt

  • Versicherungsinformationen, inklusive Telefonnummer

  • Transportbedingungen in eine Klinik vorab klären